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Eduard Jochem, der letzte Gastwirt im Engel

 

Neuer Inhaber des Gasthofes wurde Eduard Jochem. Er heiratete 1843 in Neunkirchen Wilhelmine Jochum, die ihm vier Kinder schenkte. Wie die meisten seiner männlichen Vorfahren wurde auch er nicht sehr alt. Am 5. Februar 1881 starb er im Alter von 62 Jahren.

 

Eduard hatte nach dem Tode seiner Mutter im Einvernehmen mit seinen Geschwistern und auf gemeinschaftliche Rechnung die Leitung der Firma übernommen. Sein Bruder Nikolaus kaufte im März 1843 das mittlere der drei sog. Colbus-Häuser oben am Fruchtmarkt, das dem Bäcker und Gastwirt Heinrich Hallauer und seiner Ehefrau Barbara Simon gehörte.

 

Drei Jahre später erwarb Eduard Jochem das elterliche Gasthaus in der Brühlstraße:

 

Die Geschwister Jochem erklärten, "sie hätten von ihren verlebten Eltern ein ziemlich bedeutendes Vermögen ererbt, teils in Geld, theils in Mobiliargegenständen, Gebäulichkeiten und sonstigen Liegenschaften auf St. Wendeler und Alsfasser Bann. Nachdem zuletzt erfolgten Ableben ihrer Mutter hätten sie gut gefunden, die elterliche Gastwirtschaft für ihre gemeinschaftliche Rechnung bis nach erfolgter Erndte der damals in den Feldern befindlich gewesenen Früchten und Versteigerung der vorhandenen Mobiliarsachen fortzuführen und es sey dieses Geschäft hauptsächlich durch den Bruder resp. Schwager Eduard Jochem besorgt" worden. Jetzt sei aber sonst alles geregelt, und deshalb wollen sie "das elterliche Wohnhaus mit Zubehör zu St. Wendel gelegen, der Gasthof zum Engel genannt" öffentlich versteigern lassen. Bei der anschließenden Versteigerung erhielt Eduard Jochem den Zuschlag für sein Gebot von 4.445 Thaler in bar.

 

Unter Eduard Jochem wurde es ruhig um den Gasthof. Eduard wurde 1864 Mitbegründer einer Solidargemeinschaft, "einem Vereine, dessen Mitglieder sich zu gegenseitiger Vergütung unverschuldeter Verluste an Rindvieh verbindlich machen", und dem 40 angesehene St. Wendeler Familienvorstände angehörten. Er war außerdem Teilhaber an einer anderen Gastwirtschaft, die aber damals noch weit außerhalb der Stadt lag: ein Wirtschaftslokal auf St. Wendeler Bann, bestehend aus Wirtschaftsgebäulichkeiten, Kegelbahn und Gartenanlage, genannt Tivoli, einseits die Straße nach Alsfassen, anderseits an der Straße nach Birkenfeld (heute Kelsweilerstraße 48). Es war außerdem Teilhaber an einer Blei-Silber-Kupfer und Zinkgrube, die unter dem Namen "Gewerkschaft der Grube Anne" im Hunsrück nahe Berglicht ausgebeutet wurde. An diesem Projekt waren aus St. Wendel der Notar Johann Keller, der Kaufmann Richard Keller und der Apotkeker Riegel aus der Schloßstraße beteiligt. Außerdem betätigte er sich ? wie die meisten, die das notwendige Kleingeld hatten und es kurz- oder langfristig entbehren konnten, als Geldverleiher.

 

Nach dem Tod seiner Witwe Wilhelmine geb. Jochum im Februar 1893 ging das Anwesen an seine Kinder über. Ihr Sohn Eduard hatte schon nach dem Todes seines Vaters die Geschäfte übernommen. Doch schon ab 1891 nannte er sich nur noch Kaufmann, nicht mehr Gastwirt. In dieser Zeit scheint der Gasthofbetrieb zum Erliegen gekommen zu sein.

 

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